krebsliga_aargaukrebsliga_baselkrebsliga_bernkrebsliga_bern_dekrebsliga_bern_frkrebsliga_freiburgkrebsliga_freiburg_dekrebsliga_freiburg_frkrebsliga_genfkrebsliga_genf_newkrebsliga_genf_new_mobilekrebsliga_glaruskrebsliga_graubuendenkrebsliga_jurakrebsliga_liechtensteinkrebsliga_neuenburgkrebsliga_ostschweizkrebsliga_schaffhausenkrebsliga_schweiz_dekrebsliga_schweiz_fr_einzeiligkrebsliga_schweiz_frkrebsliga_schweiz_itkrebsliga_solothurnkrebsliga_stgallen_appenzellkrebsliga_tessinkrebsliga_thurgaukrebsliga_waadtkrebsliga_wallis_dekrebsliga_wallis_frkrebsliga_zentralschweizkrebsliga_zuerichkrebsliga_zug
Krebsliga SolothurnSie suchen HilfeMeine Geschichte – Betroffene erzählenMeine Geschichte – Betroffene erzählen

Nicolas

Wenn die Betreuungsarbeit zum Rollenspiel wird.

Mit 44 erhält der gelernte Schreiner die Diagnose Endarmkrebs. Trotz Chemotherapie und künstlichem Darmausgang blickt er optimistisch nach vorne und versucht stets, das Beste aus seiner Situation zu machen. Zusammen mit seiner Partnerin lernt er, die Herausforderungen des Alltags humorvoll zu meistern.

Nicolas ist ein stämmiger Typ, knappe 1.90 Meter gross, mit breiten Schultern, gutmütigem Blick. Er passt so gar nicht ins Bild, das man gemeinhin von einem Krebspatienten hat, wirkt locker und ist vermutlich selten um einen Spruch verlegen. Er ist es jedenfalls nicht während unseres Gesprächs und auch nicht im Rahmen des Infoabends Darmkrebs, als er öffentlich Auskunft zu seiner Erkrankung gibt. Der Mittvierziger ist verheiratet, hat drei Kinder und strotzt trotz seiner Krankheit vor Tatendrang. Kaum zu glauben eigentlich, dass er vor nicht einmal einem Jahr operiert worden ist und bis Ende 2022 mit einem Stoma, also einem künstlichen Darmausgang, gelebt hat. Er selbst will denn auch gar keine grosse Sache um seinen «Auspuff» machen, wie er sagt, auch wenn noch nicht ganz alles rund laufe. Man merkt schnell, dass Nicolas ein pragmatischer Mensch ist, der die Dinge so nimmt, wie sie sind und aus jeder Situation das Beste zu machen versucht. So war es den grössten Teil seiner Krankheit über und so ist es auch im Nachhinein, wie er sagt: «Ich war eigentlich nie jemand, der von sich aus über seine Wehwehchen oder auch über die Erkrankung gesprochen hätte. Wenn aber jemand Fragen zum Umgang mit dem Stoma hat oder ich jemandem zeigen kann, dass man auch mit einer Darmkrebserkrankung weiterleben kann, dann helfe ich gerne.» Entsprechend spontan hatte er sich auch dazu bereit erklärt, am Präventionsanlass mitzuwirken.

 

Ich war eigentlich nie jemand, der über seine Wehwehchen gesprochen hat.

Nicolas

Getroffen aus dem Nichts
Der gelernte Schreiner ist nicht der typische Darmkrebspatient: Mit seinen 44 Jahren war er zum Zeitpunkt der Diagnose noch zu jung, um in die Risikogruppe der 50 bis 69-Jährigen zu fallen,  weshalb es eher ein Zufallsfund war. Zudem war er weder übergewichtig noch war er genetisch vorbelastet. Er ging regelmässig Kite-Surfen und Moutainbiken, war durchaus sportlich und viel in Bewegung. Krank sei er auch selten gewesen, höchstens einmal mit Männerschnupfen im Bett, hält er mit einem Lächeln auf den Lippen fest. Deshalb sei er auch nicht gleich zum Arzt gerannt, als er längere Zeit «Mühe auf dem Topf» hatte, gesteht er, beinahe schon entschuldigend. Erst nach gut drei Monaten starker Verstopfung habe er seinen Hausarzt aufgesucht, der ihn nach kurzer Abklärung ins Gastrozentrum Solothurn überwiesen hat. Dort hiess es: Rektum-Karzinom. Eine Diagnose, die Nicolas zunächst einmal gar nichts sagte. Erst beim Wort «Krebs» realisierte er, dass seine Symptome eine echte Bedrohung darstellten.

 

Dass es nach dem MRI hiess, ich habe keine Ableger, war eine Befreiung für mich.

Nicolas

Der Umgang mit dem Stoma
Trotz allem gab es auch gute Nachrichten für Nicolas. So hatte der Tumor noch keine Ableger, sogenannte Metastasen, in seinem Körper gebildet und die Ärzte prognostizierten ihm gute Behandlungschancen. Deshalb habe er auch der Therapie positiv entgegenblicken können. Selbst die Nachricht, dass ihm ein Stoma, also ein künstlicher Darmausgang, gelegt werden muss, hat Nicolas gut verdauen können: «Das war wahrscheinlich auch deshalb nicht so schlimm für mich, weil anzunehmen war, dass es sich um eine befristete Massnahme handelt. So konnten meine Frau und ich das Ganze mit einer Prise Humor nehmen», wie er ausführt. Tatsächlich haben die beiden eine Art Rollenspiel aus der neuen Situation gemacht, wie er ergänzt: «den vollen Beutel allein zu wechseln war ziemlich anspruchsvoll, weshalb meine Frau dabei geholfen hat. Relativ schnell habe ich begonnen, in diesem Moment nach ‘Schwester Brunhilde’ zu rufen. Das wurde für uns dann zu einem Running Gag.»

Nebst dem Umgang mit dem Stoma, hatte Nicolas im Vorfeld vor allem vor den Auswirkungen der Chemotherapie viel Respekt. Glücklicherweise sei diese bei ihm aber glimpflich verlaufen, ohne grosse Nebenwirkungen. Einzig in den Füssen habe er nach Abschluss von Chemo- und Strahlentherapie eine stark gestiegene Empfindlichkeit festgestellt. Rund acht Monate nach der Diagnose, konnte der Tumor schliesslich operiert werden.

Mit Vollgas zurück in den Alltag
Ende 2022 konnte das Stoma bei Nicolas zurückgelegt werden.Noch muss sich sein Körper an den Stuhlgang gewöhnen, da der Schliessmuskel nach einjähriger Pause kaum trainiert ist und sich die Narben im Gewebe leicht entzünden können. Trotzdem gibt sich der mittlerweile 46-Jährige zuversichtlich, dass sich auch diese Beschwerden noch legen werden und er auch mit lädiertem «Auspuff» bald wieder Vollgas geben kann. Dafür spricht nicht nur, dass er bereits wieder auf der Baustelle steht, sondern auch, dass er auf die Frage nach Langzeitfolgen mit einem Lächeln zu Protokoll gibt: «Die schlimmste Nebenwirkung ist für mich, dass ich durch die ganze Geschichte 20 Kilogramm zugenommen habe.»

Auch wenn er das mit einem Augenzwinkern sagt, zeigt das Beispiel von Nicolas: Mit der Unterstützung der Familie, einer positiven Grundeinstellung und etwas Geduld lässt sich eine Krebserkrankung in der Regel besser bewältigen, auch wenn es dabei immer wieder  Rückschläge geben kann. Er selbst meint rückblickend: «Ich bin darin bestärkt worden, Dinge nicht länger auf unbestimmte Zeit zu verschieben, sondern sie jetzt anzugehen.»