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Gabriela

Ein runder Geburtstag, der alles verändert hat

Einen Tag vor ihrem 40. Geburtstag erhält Gabriela die Diagnose: Brustkrebs. Anstatt die gross angelegte Party abzusagen, zu dem sie zig Freundinnen, Freunde und Verwandte eingeladen hat, beschliesst sie trotzdem zu feiern – und bittet ihren Partner am Fest, ihre Diagnose zu verkünden.

Es war nicht der runde Geburtstag, mit dem die aufgestellte ‘Partyqueen’, wie sie im engen Freundeskreis genannt wird, noch sonst jemand aus ihrem Bekanntenkreis gerechnet hat. Gerade heraus und ohne Filter – so wie sie es selbst auch mag – konfrontierte sie alle Menschen in ihrem näheren Umfeld mit ihrer Krebserkrankung. Sie habe es einfach rauslassen müssen, sagt sie im Nachhinein. Rückblickend sei es das Beste gewesen, was sie habe tun können: «die Unterstützung, die ich von meinem Umfeld erhalten habe, hat mir unglaublich geholfen. Immer wieder haben Freundinnen und Freunde angerufen, sich erkundigt, mir Mut gemacht oder Blumen geschickt. Dadurch, dass alle wussten, was mit mir los ist, hat sich immer wieder jemand gemeldet.»

Gabriela selbst wusste zuvor lange Zeit nicht, was mit ihr los war. Bereits über ein Jahr vor ihrer Diagnose schlichen sich ungewohnte Gefühle und Beschwerden in ihren Alltag ein. Ihr wurden eine Panikattacke und ein Burnout diagnostiziert, mitunter wohl aufgrund ihrer privaten Situation: anstatt mit Familienplanung und Nestbau beschäftigt, fand sie sich mit ihrem Partner, den sie mit 37 kennengelernt hatte, an einem neuen Wohnort wieder, wobei er zunehmend mit mehr Arbeit konfrontiert und sie zunehmend auf sich allein gestellt war. Trotzdem glaubte sie nicht so richtig, dass diese Diagnosen ihre Gefühlslage richtig beschrieben. Im folgenden Jahr entspannte sich die Lage dann wieder. Ihr Partner beschloss den Job zu wechseln, um mehr Zeit für sich, sie und die Familienplanung zu haben und die unguten Gefühle wichen Optimismus und Vorfreude. Mitten in dieser Phase verspürte Gabriela auf einmal Schmerzen in der Brust. Das Abtasten bei der Frauenärztin brachte keinen Aufschluss. Es folgte eine Biopsie, um Klarheit zu haben. Während sie mit Familie und Partner ein Wochenende im Berner Oberland verbrachte, wurde ihre Gewebeprobe auf Anzeichen eines möglichen Tumors untersucht. Es war das Wochenende vor Gabrielas 40. Geburtstag und einen Tag, nachdem sie wieder zu Hause waren, erhielt sie den Bescheid ihrer Frauenärztin: Diagnose Brustkrebs.

Dass ihr Partner in dieser Zeit auf Arbeitssuche war, sei für sie ein Glücksfall gewesen, sagt Gabriela: «Er war immer für mich da, egal ob es darum ging, mich zu Behandlungsterminen zu fahren, mich im Spital zu besuchen oder den Haushalt zu managen. Auch meine Eltern haben uns in dieser Zeit sehr geholfen und regelmässig gekocht.» Sie selbst versuchte während der Chemotherapie stets aktiv zu bleiben und spazieren zu gehen oder zu wandern. Zwar habe sie die üblichen Nebenwirkungen der Therapie gehabt – etwa Haarausfall und Übelkeit– so richtig schwach habe sie sich aber selten gefühlt. «Mein Partner hat mir vor diesem Interview noch gesagt, dass mir meine positive Einstellung während der gesamten Therapie am meisten geholfen habe, mehr als er oder irgendjemand sonst es getan habe», gesteht Gabriela, fast schon etwas beschämt. Man spürt diesen Willen, den Glauben daran in ein Leben wie vor der Erkrankung zurückzukehren, wenn man mit ihr redet. Das wird etwa dann offensichtlich, wenn sie sagt, dass es ihr momentan gut gehe, dass sie bis im Sommer noch 50 Prozent arbeite, danach aber wieder voll einsteigen werde, dass sie es vermisse Mountainbike zu fahren und Halbmarathon zu laufen und eigentlich gerne wieder an diesen Punkt kommen möchte, an dem dies möglich wäre. Sie verdeutlicht diesen Anspruch an sich selbst mit einer Analogie: «Kurz nach der Therapie fühlte ich mich wie auf dem Pannenstreifen – du versuchst, irgendwie wieder in die Spur zu finden, bist aber plötzlich auf dich allein gestellt. Mittlerweile fahre ich wieder ganz gut mit, aktuell noch in meinem eigenen Tempo. Mein Ziel ist es aber schon, über kurz oder lang wieder auf der Überholspur zu fahren.»

Trotzdem ist sie sich bewusst, dass es dafür keine Garantie gibt: «Ich lebe jetzt noch mehr nach dem Motto ‘geniesse jeden Tag’. Denn die Krankheit hat mir vor Augen geführt, wie zerbrechlich unsere Gesundheit ist und wie viel Glück ich zuvor hatte, nie ernsthaft krank zu sein.» Auch die bevorstehende Rückkehr zu einem 100-Prozent-Pensum mache ihr noch etwas Angst. Aber zumindest versuchen müsse sie es. Es sind diese kleinen Zweifel und Ängste, die zeigen, dass die Krankheit auch an ihr nicht spurlos vorübergezogen ist, sondern gewisse Narben – körperliche und seelische – hinterlassen hat. Auf der einen Seite zeigen sich diese in Form der Brustamputation mit anschliessendem künstlichen Brustaufbau, für die sich Gabriela aufgrund ihres genetischen Risikos entscheiden hat. Dieser sei erfreulicherweise äusserst gut verlaufen. Auf der anderen Seite werden sie als emotionalen Einschnitt spürbar, wenn sie über ihren bevorstehenden Geburtstag spricht und sichtlich mit den Tränen kämpft: da wird klar, dass der Schock, die Trauer bei Gabriela, dass es gerade sie getroffen hat, knapp zwei Jahre nach der Diagnose noch nicht vollständig verarbeitet sind.

Mit der Unterstützung ihres Partners, langjähriger Freundinnen und Freunde und ihrer Familie wird sie aber auch diese Hürde auf ihrem Weg zurück noch nehmen – in ein Leben, das nicht mehr so ist wie vorher, das aber nach wie vor von Optimismus und Tatendrang geprägt ist.